Landesliga Nord: SW Nürnberg Süd 1 – SC Noris Tarrasch 2 2½ : 5½

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Das erste Mal, soweit ich mich zurück erinnern kann, trat die 2. Mannschaft vom SC Noris Tarrasch mit „voller Kapelle“ an. Ja, es erschienen wirklich die nominellen Bretter 1-8! Mir schwante schon da nichts Gutes. Für mich waren schon vor Beginn der Saison die Tarraschler Aufstiegsfavorit Nr. 1 und ihre Ambitionen haben sie mit dem Auftritt am vergangenen Sonntag in der 2.Runde der Landesligasaison 2014/15 im Südstadt-Forum eindeutig unterstrichen. Nachfolgend der chronologische Verlauf (mit kommentierten Partien):

Brett 5: FM Thomas Martin (2201) – Jürgen Stiller (2119) ½ - ½ (Partie)

Kurz nach Freigabe der Bretter bemerkte ich mit einem Seitenblick auf Brett 5, dass Jürgen und Thomas exakt die gleiche Stellung auf dem Brett hatten wie ich an Brett 2 gegen FM Florian Wagner. Sehr lange dauerte die Kopie aber nicht, denn Jürgen wich im 9. Zug von meiner Partie ab. In einer beliebten Variante der Königsindischen Verteidigung ergaben sich im 22. Zug ungleiche Läufer. Die Remis-Tendenz ist dann bekanntlich hoch und bereits nach 25. Zügen war die Partie friedlich beendet.

Gesamt: ½ - ½

Brett 7: Matthias Sommer (2064) – Pieter Van Ginkel (2100) ½ - ½ (Partie)

In einer recht aktuellen Variante der Slawischen Verteidigung spielte Pieter im 11. Zug einen neuen Zug, der ihm allerdings einen Isolani auf d5 einbrachte. Im 16. Zug verpasste der Weiße die stärkste Fortsetzung und Pieter konnte ausgleichen. Ziemlich schnell einigte man sich dann nach dem 24. Zug auf Remis. Bei meiner Analyse zu Hause war die Überraschung dann groß: Der letzte Zug von Pieter war ein Einsteller, nach dem Weiß mit einer kleinen Kombination zunächst einen Bauern, im weiteren Verlauf noch einen weiteren hätte gewinnen können. Das Remis ist also als glücklich zu verbuchen!

Gesamt: 1 – 1

Brett 4: Hannes Just (2134) – FM Oskar Hirn (2157) 0 – 1 (Partie)

In der Philidor-Verteidigung servierte Hannes im 6. Zug das mir völlig unbekannte g4. Leider verpasste er dann im 12. Zug die Möglichkeit, diesen Bauern nach g6 zu ziehen und die g-Linie zum Angriff zu öffnen. Doch auch Ossi traf in weiteren Verlauf nicht immer das Beste und bot Hannes mehrmals die Chance zur entscheidenden Attacke. Natürlich war schwer, alle Opferwendungen am Brett zu finden. Im 24. Zug ließ er eine letzte versteckte Chance zum Ausgleich aus und musste 2 Züge später aufgeben.

Gesamt: 1 – 2

Brett 6: Karsten Bunk (2074) – Dimitrij Demburg (2118) 0 – 1 (Partie)

Karsten eröffnete (selbstverständlich) Englisch und ließ sich im 17. Zug von einem möglichen Bauerngewinn verleiten. Dadurch geriet aber seine Dame ins Abseits und der Schwarze führte alle seine Figuren gegen den weißen König auf. Im 23. Zug verlor er in zwar bedenklicher, aber noch nicht verlorener Stellung eine Figur. Ob er dabei den schwarzen Zwischenzug Sc6 übersehen hat oder ob es aus lauter Verzweiflung über das aufziehende Gewitter an seinem Königsflügel geschah weiß ich nicht. Sein Gegner spielte die Partie konsequent zu Ende und Karsten musste im 31. Zug aufgeben.

Gesamt: 1 – 3

Brett 3: FM Phat Tran (2279) – Wolfgang Kordts (2150) ½ - ½ (Partie)

Wolfgang spielte Sizilianisch und sein Gegner wählte gegen das beschleunigte Fianchetto die (aus meiner Sicht nicht besonders attraktive) Variante mit 5. Sxc6 nebst 6. Dd4. Schwarz erhielt in der Folge ein starkes Zentrum. Weiß ließ sich im 26. Zug zu einem Bauerngewinn auf a7 hinreißen. Dieser Fehler hätte eigentlich mit Figurenverlust bestraft werden können, aber Wolfgang ließ diese Chance leider aus. Stattdessen ließ er sich auf Verwicklungen ein, in deren Folge er zwar die weiße Dame gewann, aber gegen ziemlich viel Holz. Ein paar Möglichkeiten für Schwarz blieben dabei ungenutzt. Im 35. Zug, vermutlich in Zeitnot, ließ er sich auf eine Abwicklung ein, in deren Folge er mit der Dame und zwei Bauern gegen Turm, Läufer, Springer und drei Bauern eigentlich keine Chance mehr haben sollte. Doch im 50. Zug ließ bei Phat für einen Moment die Konzentration nach und Wolfgang nutze die Chance und servierte ein Damenopfer mit Pattwitz. Übrigens schon das zweite Mal innerhalb eines Jahres! Schon in der vergangenen Saison gelang ihm gegen den Erlanger Alexander Hilverda das gleiche Kunststück.

Gesamt: 1 ½ - 3 ½

Brett 2: Gerhard Reis (2170) – FM Florian Wagner (2105) 0 – 1 (Partie)

Wie weiter oben schon erwähnt spielte Flo die gleiche Variante im Königsinder gegen meine Fianchetto-Variante wie Jürgen an Brett 5. Seine Figuren nahmen teilweise ungewöhnliche Positionen ein und es war für mich schwer, einen brauchbaren Plan zu finden. Folgerichtig schlitterten wir beide in heftige Zeitnot. Nach 23 Zügen hatte ich nur noch 9 Minuten auf der Uhr, plus der Bonus-Sekunden. Als die Partie dann in ein ziemliches Zeitnot-Gehacke über ging verpasste ich im 28. Zug die Chance zum Gewinn durch ein Springeropfer auf f6. Als ich dann einen Zug später dort opferte hatte ich ein Rest-Abbild vor dem geistigen Auge und dachte ich kann Matt setzen. Im 32. Zug verpasste ich dann durch einen falschen Damenzug eine weitere gute Möglichkeit. Als die Zeitnot vorüber war stand ich mit einer Qualität weniger auf Verlust. Ich schleppte die Verluststellung noch bis zum 65. Zug, auch weil man in Mannschaftskämpfen nicht so schnell aufgibt, und als Käpt’n sowieso nicht.

Gesamt: 1 ½ - 4 ½

Brett 8: Richard Saathoff (2101) – Matthias Nuding (2042) ½ - ½ (Partie)

Richard ging gegen die Caro-Kann-Verteidigung seines Gegners mit dem Panov-Angriff vor. So wie sein Gegner spielte erhielt Richard klaren Vorteil und auch der Damentausch im 14. Zug brachte keine Erleichterung für Schwarz. Beginnend mit dem 16. Zug verfolgte Richard nicht den besten Plan und verpasste in der Folge mehrere gute Möglichkeiten. Besonders im 22. Zug hätte er mit Sb5 statt Sb3 eine Gewinnstellung erreichen können. Stattdessen konnte sein Gegner zunächst ausgleichen und kam dann allmählich in Vorteil, indem er den weißen Isolani-Bauern belagerte und schließlich gewann. In der Folge war dann der Schwarze an der Reihe im Auslassen besserer Möglichkeiten. Das Endspiel mit Mehrbauer war nach einer weiteren Ungenauigkeit im 50. Zug nicht mehr zu gewinnen und nach 83 Zügen einigte man sich auf Remis.

Gesamt: 2 – 5

Brett 1: Rene Ederer (2172) –FM Johannes Fischer (2218) ½ - ½ (Partie)

Hier spielte der Weiße ein Damenbauernspiel mit g3 so zurückhaltend, dass Johannes im 13. Zug die Initiativeübernehmen konnte. Als er dann noch durch Leichtfigurentausch seinem Springer das „ewige“ Traumfeld e4 gegen einen schwarzfeldrigen weißen Läufer verschaffen konnte, stand er schon deutlich besser. Im 21. Zug spielte Johannes dann g4 und eroberte damit noch weiteren Raum am Königsflügel. Meiner Meinung nach sehr viel aussichtsreicher wäre allerdings ein Angriff mit Verdoppelung der Türme in der g-Linie und anschließender Öffnung der Stellung gewesen. Ich denke, Johannes hätte dann ziemlich schnell den gegnerischen König zur Strecke gebracht. Aber auch so erreichte er durch ruhiges Positionsspiel eine so aussichtsreiche Stellung, dass der Weiße sich im 30. Zug genötigt sah, die Qualität zu geben und fortan auf Remis zu klammern. Doch um den 40. Zug herum gelang es Johannes durch eine geschickte Abwicklung Linien für seine Türme am Damenflügel zu öffnen. Leider verpasste er im 42. Zug einen Zug, der ihm im höheren Sinn entscheidenden Vorteil verschafft hätte. Nach einem passiven Turmzug war in der Folge kein Gewinn mehr möglich, auch wenn er alles versuchte und dabei auch kein Risiko scheute. Weiß gewann im 61. Zug die Qualität zurück und man landete in einem ausgeglichenen Turmendspiel. Im 63. Zug einigte man sich auf Remis, da das Endspiel für Johannes trotz eines Minusbauern leicht zu halten war.

Endstand: 2 ½ - 5 ½

3 SW Nürnberg Süd 1 DWZ ELO - SC NT Nürnberg 2 DWZ ELO 2½ - 5½
1 2 Fischer, Johannes 2218 2269 - 1 Ederer, Rene 2172 2152 ½ - ½
2 3 Reis, Gerhard 2170 2203 - 2 Wagner, Florian 2105 2215 0 - 1
3 4 Kordts, Wolfgang 2150 2212 - 3 Tran, Phat, Dr. 2279 2298 ½ - ½
4 5 Just, Hannes 2134 2152 - 4 Hirn, Oskar 2157 2218 0 - 1
5 6 Stiller, Jürgen 2119 2181 - 5 Martin, Thomas 2201 2282 ½ - ½
6 7 Bunk, Karsten 2074 2093 - 6 Demburg, Dimitrij 2118 2160 0 - 1
7 8 Van Ginkel, Pieter 2100 2188 - 7 Sommer, Matthias 2064 2156 ½ - ½
8 9 Saathoff, Richard 2101 2135 - 8 Nuding, Matthias, Dr. 2042 2123 ½ - ½
Schnitt: 2133 2179 - Schnitt: 2142 2200  

Fazit: Wenn wir alle unsere Chancen genutzt hätten wäre mehr drin gewesen, sogar ein Sieg.

An Brett 1 war ein Sieg drin, also ein halber Punkt mehr. An Brett 2 habe ich zunächst den Gewinn und gleich darauf die Möglichkeit zum Ausgleich ausgelassen, also einen ganzen bzw. einen halben Punkt verschenkt. An Brett 3 konnte Wolfgang eine Figur gewinnen und damit die Partie statt die Dame bei unklarer Stellung zu erobern, also ein halber Punkt mehr (auch wenn er im weiteren Verlauf natürlich einen halben Punkt geschenkt bekam durch den Reinfall mit dem Patt). An Brett 4 hatte Hannes ebenfalls die Chance zu gewinnen (g6!) oder später noch auf Ausgleich, also nochmal ein ganzer bzw. ein halber vergebener Punkt. An Brett 5 geht das Remis in Ordnung, an Brett 6 der schwarze Sieg ebenfalls. An Brett 7 hatten wir Glück, da hätte es auch ein halber Punkt weniger sein können. An Brett 8 aber hatte Richard zunächst zwei Mal gute Gewinnchancen ausgelassen, bevor er dankbar sein musste das Endspiel nicht verloren zu haben.

RangMannschaft12345678910MPktBPkt
1. SC Bamberg 1 **               7 4 - 0 13,5
2. SK Schweinfurt 1   ** 4         7     3 - 1 11,0
3. SC NT Nürnberg 2   4 **             3 - 1 9,5
4. SC Bad Kötzting 1       ** 5   4       3 - 1 9,0
5. SK Kelheim 1       3 ** 6         2 - 2 9,0
6. TSV Bindlach SAbt 2         2 **       5 2 - 2 7,0
7. SW Nürnberg Süd 1     4     **       1 - 3 6,5
8. SV Würzburg 1   1           ** 4   1 - 3 5,0
8. SC Kitzingen 1 1             4 **   1 - 3 5,0
10. SK Klingenberg 1         3       ** 0 - 4 4,5

In der nächsten Runde geht es am 23.11. nach Würzburg und wir sollten dann unseren ersten Sieg einfahren.