Bayerische Schnellschach-EM am 20./21.6.2015 in Ebersberg

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Am Samstagmorgen wurde ich zunächst von einem dicken Stau auf der A3 bzw. B4 überrascht und brauchte für die Fahrt nach Erlangen mehr als doppelt so lange wie geplant. Dass die A3 ab Tennenlohe wegen Brückenarbeiten komplett gesperrt wurde und deswegen alle auf die B4 ausgeleitet wurden traf mich völlig überraschend. Doch letztlich erreichten wir nach insgesamt 3 Stunden noch rechtzeitig den Austragungsort Ebersberg. An dieser Stelle möchte ich mich noch bei meinem Chauffeur Dennis Adelhütte bedanken.

Als wir den Turniersaal betraten war die Runde bereits kurz zuvor freigegeben worden. So startete ich ziemlich überstürzt und kaum richtig angekommen ins Turnier.

 

1. Runde: Reis – Horst Schmaus (2040, SK Landshut) 1 – 0

In einem Königsinder konnte ich erst im fortgeschrittenen Mittelspiel Vorteil am Damenflügel erzielen und dort einen Bauern gewinnen und kurz danach im Endspiel gewinnen.

2. Runde: Reis – IM Michael Fedorovsky (2452, FC Bayern München) ½ - ½

Aus der Eröffnung (Katalanisch) konnte ich einen kleinen Vorteil erzielen. Nachdem alle Schwerfiguren auf der einzig offenen Linie abgetauscht wurden ging die Partie ziemlich schnell in ein Endspiel mit je zwei Läufer, einem Springer und 6 Bauern über. Wenige Züge nachdem mein Gegner ein Remisangebot ausschlug konnte ich einen Bauern gewinnen. Vielleicht war mein Respekt vor dem Gegner zu groß, denn in der Folge versuchte ich nicht konsequent genug auf Gewinn zu spielen. Statt dessen war ich zufrieden mit einer Abwicklung, bei der ungleiche Läufer entstanden und ich keinerlei Risiken einging, allerding auch selbst keine Gewinnchancen mehr hatte trotz Mehrbauer.

3. Runde: Josef Krauß (2108, SK Schweinfurt) – Reis 0 – 1

Da ich wenig Lust auf einen c3-Sizilianer verspürte antwortete ich ungewohnt mit g6 auf weißes e4. Sehr schnell machte es sich auf der Uhr und auf dem Brett bemerkbar dass ich auf völlig unbekanntem Terrain unterwegs war. Schnell stellte ich einen Bauern ein und hatte dafür „zum Ausgleich“ auch noch die deutlich schlechtere Stellung. Ich musste mich zusammenreißen um nicht aufzugeben und das Weiterspielen lohnte sich: Mein Gegner nahm einen vergifteten Bauern und stellte damit eine Figur ein. Im weiteren Verlauf konnte ich in seiner Zeitnot noch mal eine Qualität gewinnen und mit einem Turm weniger gab Weiß auf.

4. Runde: Reis - FM Thomas Lentrodt (2279, FC Bayern München) 1 – 0

In einer Englischen Eröffnung konnte ich meinem Gegner von Anfang an Probleme stellen. Sein König blieb in der Mitte stecken und der Druck auf die schwarze Stellung machte sich bald auch auf der Uhr bemerkbar. Nachdem ich ein Remisangebot ausgeschlagen hatte stellte der Schwarze in Zeitnot und schwieriger Stellung einen Bauern ein und musste wenige Züge später aufgeben.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich 3,5 aus 4 und lag hinter dem späteren Sieger GM Egor Krivoborodov auf dem geteilten 2. Platz. In der nächsten und für den ersten Tag letzten Runde wartete der Sieger der letzten drei Jahre, IM Thomas Reich.

 

5. Runde: IM Thomas Reich (2406, FC Bayern München) – Reis 1 – 0

Aus einem Damenbauernspiel heraus ging die Partie in eine Igelstruktur über. Mein Gegner machte Druck am Damenflügel und durch eine Ungenauigkeit von mir erreichte er dann Raumvorteil und einen gedeckten Freibauern auf c6. Mit beiderseits nur noch allen Schwerfiguren und den schwarzfeldrigen Läufern auf dem Brett konnte ich einen weißen Bauern auf d5 gegen einen meiner ohnehin schwachen Damenflügelbauern eintauschen und dem weißen Freibauern die Deckung nehmen. Mit einem Mehrbauern und guten Gewinnchancen gerieten wir beide in hochgradige Zeitnot. Wir lebten beide nur noch von den Bonussekunden (gespielt wurde mit der ungewohnten Bedenkzeit 15 Minuten + 5 Sekunden Bonus pro Zug) und unsere Bedenkzeit bewegte sich ständig zwischen einer und 20 Sekunden. Hier stellte ich dann leider meinen Läufer ein und musste sofort aufgeben.

In dieser Partie habe ich die große Chance vergeben, mit einem Sieg und dann 4,5 aus 5 nach dem ersten Tag den geteilten 1. Platz einzunehmen. Aber auch mit 3,5 aus 5 gegen starke Gegnerschaft und damit Platz 5 konnte ich zufrieden sein und hatte noch alle Chancen am zweiten Tag mit weiteren 4 Runden.

6. Runde: FM Roland Knechtel (2264, SV Röhrnbach) – Reis 1 – 0

In einem Grünfeld-Inder machte mein Gegner die ganze Partie über Druck am Damenflügel und konnte dort einen lästigen Springer auf c5 installieren, der ständig meinen rückständigen Bauern auf b7 bedrohte. Da es zu noch größerem Nachteil geführt hätte dieses Springermonster abzutauschen musste ich versuchen dem Druck standzuhalten. Allerdings spielte mein Gegner wirklich sehr stark und eröffnete eine zweite Front und drang mit seinem zweiten Springer bedrohlich in meine Stellung ein. Diese Probleme zu lösen zwang mich zu längerem Nachdenken was zur Folge hatte dass ich zwar die Drohungen in den Griff bekam, aber dabei die Zeit überschritt.

7. Runde: Reis – Jörg Wengler (2066, FC Bayern München) 0 – 1

Hier konnte ich in einem Slawen keinen Vorteil aus der Eröffnung erzielen und geriet zunächst in Schwierigkeiten. Die Partie lief äußerst zäh ab und ich benötigte viel Zeit, zu viel wie sich später herausstellte. Zwar konnte ich durch ein Figurenopfer, das mein Gegner nicht annehmen konnte, nicht nur meine schwierige Stellung befreien, sondern vielleicht sogar leichten Vorteil erzielen, aber ich musste jetzt auch immer in Zeitnot spielen. Im Bemühen die Partie anschließend „mit Gewalt“ auf Gewinn zu spielen um noch Chancen auf einen vorderen Platz zu behalten überzog ich die Stellung. In Verluststellung überschritt ich dann die Zeit.

Wenn ich hier bereits die Schlusstabelle gekannt hätte dann wäre ich vorsichtiger zu Werke gegangen und hätte mit einem Remis gute Chancen auf einen vorderen Platz gehabt. So aber musste ich den dritten Verlust in Folge hinnehmen und mein Gegner landete etwas überraschend später auf dem 3. Platz.

8. Runde: CM Christian Schatz (2168, TSV Rottendorf) – Reis 0 – 1

Auch hier kam ein Grünfeld-Inder aufs Brett und ich versuchte eine mir nur sehr oberflächlich bekannte Variante zu spielen. Dadurch geriet ich schnell in Schwierigkeiten und stand nicht gut, als mein Gegner eine taktische Möglichkeit übersah und dadurch eine Figur verlor. Zwar musste ich noch aufpassen da er aktive Figuren hatte und meine Königsstellung bedrohte, doch nach und nach konnte ich meine Stellung konsolidieren und die Mehrfigur schließlich verwerten.

9. Runde: Reis – Josef Schubert (1990, SK Landshut) 1 – 0

Nach einer Englischen Eröffnung und schwarzem Doppelfianchetto kam es zu einer Igel-ähnlichen Position. Nach langem lavieren konnte ich durch ein hübsches Scheinopfer auf d5 Vorteil erzielen. Allerdings hätte es noch eine ganze Weile dauern können bis ich diesen vielleicht ausgebaut hätte. Mein Gegner erleichterte mir allerdings die Aufgabe und stellte wenige Züge später eine Qualität ein und gab danach sofort die Partie auf.

Fazit:

Vor dem Turnier lautete mein Ziel ein Platz unter den ersten 10 und den habe ich geschafft. Allerdings wäre sogar noch mehr drin gewesen. Insofern bin ich nicht ganz zufrieden mit meinem Abschneiden. 8 Spieler erreichten 5,5 Punkte und teilen sich nach Punkten Platz 4-11. Leider hat sich im Verlauf des Turniers meine anfangs gute Wertung verschlechtert und so reichte es nur zu Rang 10. Doch immerhin bin ich punktgleich u.a. mit dem Dauersieger IM Thomas Reich und erzielte einen halben Punkt mehr als der zweite IM, Michael Fedorovsky. Mit einem halben Punkt mehr wäre für mich sogar die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft zu erreichen gewesen.

 

Endtabelle

  NameEloDWZVereinPkt.BuHBuS
1. GM Krivoborodov, Egor 2522 2520 SC Garching 1980 8.0 48.0 422.0
2. FM Menacher, Manfred 2275 2178 SC Bavaria Regensburg 1881 7.0 48.5 409.0
3.   Wengler, Jörg 2066 2070 FC Bayern München 6.0 46.0 377.5
4. IM Reich, Thomas 2406 2393 FC Bayern München 5.5 49.0 396.5
5. FM Nuber, Korbinian 2281 2267 SC Dillingen 5.5 47.0 396.5
6. FM Seyb, Dieter 2280 2223 SC Forchheim 5.5 45.5 388.0
7.   Zajogin, Alexander 2380 2325 FC Bayern München 5.5 45.0 388.0
8. FM Lentrodt, Thomas 2279 2233 FC Bayern München 5.5 44.5 379.5
9.   Etlender, Roman, Dr. 2176 2104 SK Ingolstadt 5.5 44.0 402.0
10.   Reis, Gerhard 2197 2152 SW Nürnberg Süd 5.5 43.5 390.0
11.   Krauß, Josef 2108 1998 SK Schweinfurt 2000 5.5 40.5 374.5
12. IM Fedorovsky, Michael 2452 2448 FC Bayern München 5.0 50.5 395.0
13.   Schubert, Josef   1990 SK Landshut 5.0 44.0 405.5
14. FM Knechtel, Roland 2264 2217 SV Röhrnbach 5.0 44.0 382.5
15.   Parashchenko, Oleg 2139 2100 SK Freising 5.0 39.5 361.5
16.   Buehler, Florian 2065 2009 SG Kötz/Ichenhausen 5.0 38.5 357.5
17. FM Löw, Gerald 2238 2224 TSV Bindlach Aktionär 4.5 50.0 388.5
18.   Häußler, Phillip   2105 SK Bad Aibling 4.5 47.5 375.0
19.   Schlichtmann, Robin 2162 2205 SK Bruckmühl 4.5 42.5 386.5
20.   Lorenz, Mark 2222 2102 1. FC Marktleuthen 4.5 42.0 383.5
21.   Rajic, Ivica 2162 2035 FC Bayern München 4.5 37.5 359.0
22.   Blodig, Constantin 2039 2075 SK Kelheim 1910 4.5 33.5 351.0
23. FM Hofstetter, Hans-Joachim, Dr. 2180 2070 SK 1933 Bad Neustadt 4.0 38.0 351.0
24.   Bäuml, Ulrich 2095 2029 SC Dillingen 4.0 38.0 345.5
25.   Bichlmeier, Jürgen   1963 SC Rottal 4.0 32.0 333.0
26.   Paar, Johannes 1985 1951 SK Schwandorf 4.0 32.0 327.5
27.   Shashkin, Igor 2121 2115 PTSV SK Hof 1892 4.0 32.0 326.0
28.   Rösch, Gerald   1926 SG Siemens Amberg 3.5 36.0 327.0
29. CM Schatz, Christian 2168 2112 TSV 1869 Rottendorf 3.5 35.5 337.5
30.   Adelhütte, Dennis 2000 1934 SC Erlangen 48/88 3.5 35.5 330.5
31. FM Zenker, Ulrich 2207 2116 SU Ebersberg-Grafing 3.0 39.0 349.0
32.   Helgert, Johannes 2027 1985 SV Würzburg 1865 3.0 36.0 327.5
33.   Schmaus, Horst 2040 1989 SK Landshut 3.0 36.0 309.0
34.   Beesk, Kevin 1921 1992 SK Neumarkt 3.0 35.0 333.5
35.   Gil, Arthur 2054 1962 SU Ebersberg-Grafing 2.5 31.5 310.0
36.   Stoffel, Matthias 2105 2009 SK Bruckmühl 0.0 28.5 220.5