Müller hat Ladehemmung überwunden

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Torjäger Werner Müller hat seine Ladehemmung überwunden und am Freitag einen Volltreffer gegen 1911 gelandet. Leider gelang dasselbe nur noch unserem Topscorer Ediz, der zunächst meine Nerven strapazierte, weil er zu Spielbeginn nicht da war. Horst hatte ihm noch eine mail geschickt, war sich jedoch nicht mehr sicher, ob er siebenuhrdreißig oder achtuhrdreißig mitgeteilt hatte. Wenig später tauchte er aber auf und ich notierte innerlich schon mal einen Brettsieg.

Neben dem „Alles- Müller–oder- was- Super-Punkt“ freute ich mich über die von Horst, Fritz und vor allem Volker erzielten Remis. Leider lagen wir schon um 9 Uhr 1:0 zurück, weil Robert zu diesem Zeitpunkt bereits sein Spiel aufgab.

Es kam also wieder einmal auf die ersten beiden Bretter an. Nachdem Harald verloren hatte, kämpfte ich um ein Unentschieden. Mein Gegner spielte eine andere Eröffnung als man mir zugeflüstert hatte, so dass ich meine Vorbereitung in dem mitgebrachten Eimer versenken konnte. Dennoch kam ich gar nicht schlecht aus der Eröffnung, von deren Theorie ich wieder mal keine Ahnung hatte. Rein gefühlsmäßig wich mein Gegenüber frühzeitig von der Theorie ab, was mir angesichts der eben getätigten Ausführungen schnurzegal war. Zunächst griff ich auf meine Kaninchenstrategie zurück und ging allen Schlangendrohungen aus dem Weg. Dann wechselte ich zur Eichhörnchenvariante und sammelte kleine Vorteile, was mir gemäß mitternächtlicher Computeranalyse tatsächlich gelang. Aber schon bald ging meinem Turm der Gaul durch. Die Drohungen am Königsflügel ignorierend (was ist schon ein König, die Dame ist die stärkste Figur) beendete ich am Damenflügel die Wintersaison und leitete eine Frühjahrsoffensive ein. Leider hatte ich bei meinem Hurrapatriotismus übersehen, dass ich damit meinen über alles geliebten Zentrumsbauern verlor. Was folgte, war kein flatterndes blaues Band, sondern die Rückkehr der Eiszeit. Meine Stellung flog mir in einer Geschwindigkeit um die Ohren, dass mir selbst am Sonntag noch leicht schwindlig war. Der vorwurfsvolle Blick meines einzügig geschlagenen Zentralagrariers gab mir psychisch den Rest. Ich konnte wieder einmal den Mannschaftsverlust nicht aufhalten. Zu meiner kleinen Schadenfreude bekam ich mit, wie Detektiv Cojak mit Vollglatze und Lollipop unseren Mannschaftsführer anmaulte, weil dieser seine Stellung nicht ausgekämpft hatte. Ich unterstützte ihn sofort, lenkte dies doch von meinem erneuten Totalversagen ab.

2 SK Nürnberg 1911 3 DWZ - SW Nürnberg Süd 7 DWZ 4½ - 3½
1 1 Steger, Otmar 1929 - 1 Berg, Winfried 1587 1 - 0
2 2 Wawor, Gerhard 1887 - 2 Rost, Harald 1650 1 - 0
3 3 Zeitler, Hans-Jürgen 1891 - 3 Kirch, Fritz 1635 ½ - ½
4 4 Berkhout, Theodore 1618 - 4 Müller, Werner 1632 0 - 1
5 5 Wolfrum, Peter 1631 - 5 Elpelt, Volker 1609 ½ - ½
6 7 Kundoch, Ingo 1605 - 6 Weidenhöfer, Robert 1577 1 - 0
7 8 Lohse, Dirk 1580 - 7 Bertram, Horst 1603 ½ - ½
8 9 Paukert, Tomas 1546 - 8 Kocak, Ediz 1561 0 - 1
Schnitt: 1710 - Schnitt: 1606  

Die einzige (!!)Ursache für meine Niederlage war schnell gefunden: Ich hatte vergessen, mein Maskottchen aufzustellen, das ich mir von der Kanarischen Insel La Palma mitgebracht habe. Ein Abbild des dortigen heiligen Berges der Ureinwohner, der Kultfels der Guanchen, der Roque de Idafe.

Geknickt fuhr ich nach Hause, erteilte Ediz noch den Auftrag, zukünftig darauf zu achten, dass im Mannschaftskampf mein Stein neben meinem Brett steht. Irgendwas sollte nämlich auch in meinem Alter noch stehen.

Ohne große Hoffnung öffnete ich zu Hause den Kühlschrank und siehe da: die beste Ehefrau von allen hatte mir einen HERDEROS DEL MARQUÉS DE RISCAL RUEDA kaltgestellt, ein feiner Weißwein aus der Verdejo-Traube. Weniger erfreulich war der beigefügte Notizzettel: Zu öffnen im Falle eines Sieges. Leise, damit sie nicht erwachte, öffnete ich trotzdem die Flasche, und genoss während der Analyse meiner Partie leider nicht dieselbe, dafür aber den feinen Tropfen.

Am nächsten Tag wegen meiner Niederlage zur Rede gestellt, berichtete ich ihr freudestrahlend vom Müller-Sieg und erhielt von ihr das Versprechen, dass sie zukünftig ihre Notizen präziser fassen würde. Andere Versprechen wären mir lieber gewesen.

 

Winfried